Huhu Ihr Lieben,

hier gleich zum Geburtstag unseres Forums mal eine erste pikante Frage .

Am Montag fahre ich nach der Arbeit mit dem Fahrrad nach Hause und komme auf eine Art Platz zu… eine Art Aussichtsplatz, wo oft auch Jugendliche herum hängen, und chillen. Heute ist hier aber nicht viel los, auf Entfernung sehe ich nur drei Mädchen. Ich achte nicht mal sonderlich auf sie.

Bis ich näher komme. Eine geht, steht ein paar Schritte abseits, ist still, beugt sich vorne über, spuckt, hustet etwas. Die zwei anderen Mädchen stehen ein paar Meter von ihr weg, schütten sich gradezu aus vor Lachen, und haben zerfetztes Papier in der Hand. Das Pflaster um die drei herum ist weiß gepudert.

Erst jetzt sehe ich genauer hin und entdecke, das allein stehende Mädchen ebenfalls von oben bis unten weiß ist. Gesicht, Haare, Klamotten – scheinbar haben die beiden anderen Mädchen eine ganze Tüte Mehl auf sie geworfen, über ihr ausgeleert, was auch immer.

Ich zögere. Alle drei könnten von Kleidung und Gebaren her direkt aus der „Mädchen-Gang“ entsprungen sein, wie sie grad auf RTL2 umerzogen wird… und als ich näher komme und mich die anderen beiden Girls (die mit den Papierfetzen in der Hand) schon etwas schief angucken, so nach dem Motto „was glotzt Du denn, Alte?“ …

…kneife ich und fahre weiter, ohne das Mädchen mit dem Mehl am ganzen Körper zu fragen, ob sie ok ist. Ich habe mich nicht getraut, aus Angst, von den beiden anderen gleich eins auf die Schnauze zu kriegen, daß ich mich einmische .

Was hättet Ihr getan? Hättet Ihr angehalten…?

Schwierige Situation. War denn sonst niemand in der Nähe? Wenn nicht, hätte ich vermutlich auch nicht angehalten. Höchstens vielleicht dem einzelnen Mädchen zugerufen, ob alles OK ist. Aber wenn die anderen beiden schon so "Gang-mäßig" drauf waren, kann das auch schon riskant sein. Evtl. hättest du die Polizei anrufen können, dass die jemanden vorbeischicken? Es ist immer leicht, zu sagen, dass man Zivilcourage zeigen soll, aber wenn man selbst in einer solchen Situation ist, tut man sich doch schwer.

LG
Chicago

So sehe ich das auch: Zivilcourage ist was tolles, und ich bewundere die Menschen, die in dieser Situation eingreifen. Aber ich bin nicht immer so mutig.

Zugegeben: Seit dem ich Aikido mache erscheinen mir solche Situationen nicht mehr so ... kritisch... aber trotzdem. Beim Zivildienst in einem Jugendzentrum kommt man in ähnliche Situationen.

Ich wäre vermutlich einfach erstmal in der Nähe geblieben und hätte die Situation aus einigem Abstand beurteilt, und im Zweifelsfall Hilfe gerufen.

Aber andererseits: "Adleräugige Rückschau" nennt das mein Trainer. Nachher kann man viel spekulieren und perfekte Pläne machen. In der Situation sieht das anders aus.

ich weiß auch nicht, wie ich da reagiert hätte. Eigentlich nimmt man sich vor, etwas zu unternehmen, falls man in so eine Situation kommt, aber andererseits hat man doch Angst selbst angegriffen zu werden. Und da auch Mädchen ein hohes Gewaltpotential haben können, ist auch in so einer Situation Vorsicht angesagt.

Also die Polizei hätte ich definitiv nicht gerufen... es war "nur" Mehl.

Ja, als ich an denen vorbei war, habe ich auf ein paar Meter Entfernung ein Paar mit Kinderwagen auf die Gruppe zu gehen sehen. Ich hab mir dann eingeredet, daß die sich kümmern würden, wenn wirklich was wäre... aber trotzdem krieg ich die Szenerie irgendwie nicht aus meinem Kopf .

Wenn es dich beruhigt, rufe die Polizei jetzt noch an und schildere, was du gesehen hast. Vielleicht hat das Mädchen das Mehl eingeatmet und hat jetzt Probleme.

Ich kann auch gar nicht sagen, wie ich reagiert hätte. Vorher ist man ja immer der Meinung, man würde sofort eingreifen, aber wenn man dann wirklich in so einer Situation ist, reagiert man doch häufig ganz anders. Mach' dir nicht so viele Gedanken, die meisten hätten wahrscheinlich so gehandelt wie du. Ich frage mich nur, was in den Köpfen mancher Menschen so manchmal vor sich geht.

Zivilcourage - zur Zeit ein Thema, das sehr in den Medien präsent ist.
Bei uns macht zur Zeit ein Radiosender zusammen mit der Polizei eine Kampagne an Schulen - finde ich ganz gut! "Nur Mut für mehr Zivilcourage"!

Wie ich selbst reagiert hätte, weiß ich auch nicht. Wie die anderen Mädelz schon schreiben, ist es immer einfacher zu sagen: ich hätte geholfen...Aber wenn man in so eine Situation gerät, weiß man eben nicht, wie man reagieren würde.
"Einfacher" zu helfen wäre es für mich bei einem Unfall...Da weiß ich, was ich machen muss/kann...

Sicher, Tanja?
Ok, du fährst alleine über die Landstraße durch einen Wald. Du bist seit mehreren Minuten keinem Auto mehr begegnet.
Auf einmal siehst Du ein Auto am Straßenrand stehen und eine Gestalt daneben auf dem Boden.

Würdest Du anhalten?

Ich nämlich nicht.

Handy raus Polizei angerufen- Situation geschildert- und ein stück weiter gefahren aus der Gefahrenzone und gewartet bis die kommen